Abgesang – praemandatum GmbH schließt zum 31.12.2019

Ende 2007 hat es begonnen und jetzt, nach 12 Jahren, geht es zuende. Die praemandatum wird aufhören zu existieren.

Wir bedauern dies zutiefst und bedanken uns bei unseren treuen Kunden, Netzwerkpartnern und vor allem auch bei uns untereinander. Es war oft schwierig, hat aber insgesamt Spaß gemacht – und wir glauben, auch das ein oder andere bewegt zu haben.

Was ist passiert?

Wir sind pleite. So einfach ist das.

Gibt es noch Hoffnung?

Immer. Viele Menschen mögen das, was wir tun und wie wir es tun – vielleicht findet sich noch ein Modell, das es weitergehen lässt. Zum jetzigen Stand schließen wir aber zum 31.12.2019.

Warum ist es passiert? Sind Datensicherheit und -schutz nicht gerade Hypethemen?

Joah. Jeder spricht davon und hat akzeptiert, dass es notwendig ist. Leider ist kaum jemand bereit, dafür Geld auszugeben.

Wir waren – wie immer – viel zu früh damit auf dem Markt. In unserer Anfangszeit haben diese Themen genau niemanden interessiert und in den letzten Monaten konnten wir unsere Erfahrung und Expertise nicht stark genug auf die Straße bringen, da wir von den harten Zeiten davor bereits angeschlagen waren.

Aber andere beackern die Themen doch auch! Also kann es ja nicht daran liegen

Praktisch niemand sonst am Markt hat sich derart strengen Ethikregeln unterworfen (lesen Sie hier unsere Satzung). So haben wir grundsätzlich ausgeschlossen, dass unsere Arbeit dafür genutzt werden kann, Menschen in irgendeiner Form zu schaden oder in ihrer Freiheit einzuschränken – dadurch müssen wir verschiedene, gerade im Bereich IT-Sicherheit und Kryptografie zahlungskräftige Branchen wie Militär oder Geheimdienste als Kunden ablehnen.

Weiterhin haben wir weder Produkte im Sortiment noch beziehen wir Provisionen von irgendwem. Dies führt zum einen dazu, dass wir wirklich objektiv beraten können (weil wir eben keinerlei Abhängigkeiten haben), zum anderen aber auch dazu, dass wir kein finanzielles Grundrauschen durch Lizenzverkäufe o.ä. haben können.

Dadurch müssen wir uns vollständig über Beratungszeit finanzieren. Das führt zu höheren Tagessätzen als beispielsweise von Systemhäusern und es sind nur sehr wenige bereit, diese zu bezahlen. Wir denken, dass sich die Erkenntnis über kurz oder lang durchsetzen wird, dass absolute Objektivität im Securitybereich zwingend notwendig ist.

Aber ich erwähnte ja schon, dass wir dazu neigen, zu früh dran zu sein.

Gab es auch konkrete Gründe, warum es ausgerechnet jetzt passiert ist?

In der Tat. In diesem Jahr hatten wir verstärkt mit Verzögerungen bei Zahlungszielen, Projektstarts, Ansprechpartnerwechseln uvm. bei gleich mehreren großen Kunden zu kämpfen. Da wir ob der Ereignisse der letzten Jahre keinen großen Puffer aufbauen konnten, konnten wir das nicht ausgleichen.

Nicht umsonst lernt man in so ziemlich jeder Selbstständigenschule, dass man als kleines Unternehmen möglichst nicht zu viel mit großen Unternehmen oder Behörden Geschäfte machen sollte.

An aufstrebende Neugründer: Glaubt das ruhig. Aber wir hatten auch fantastische Kunden aus großen Konzernen und Behörden – es kommt eben immer auf die Menschen an.

Das war ja klar – mit DER Unternehmenskultur muss das doch scheitern!

Für die „Told you so“-Fraktion: Nein, daran lag es nicht. Es gibt ganz sicher viel Verbesserungspotential bei dem, was wir getan haben (u.a. die brand eins berichtete einst), aber das gibt es bei jedem System.

Das Gegenteil ist aus unserer Erfahrung richtig: Hätten wir unser Modell nicht gehabt, hätten wir viele Nackenschläge in den letzten Jahren nicht überlebt. Ganz insbesondere hätten wir niemals so viele, so gute Leute so lange bei der Stange halten können.

Ich (Peter) schreibe in Zukunft sicher einmal etwas über die Vor- und Nachteile und Fehler, die wir erlebt und gemacht haben, wenn wir unsere Wunden geleckt haben. Vielleicht können andere Menschen aus unseren Erfahrungen lernen.

Also seid Ihr an nichts Schuld sondern einfach nur Opfer?

Nein. Wir haben ganz sicher viele Fehler gemacht. Wir sind mit Nichts gestartet und waren komplett unerfahren. Wir haben sehr viel gelernt; Einiges davon zu spät.

Und wie geht es jetzt für Euch weiter?

Wir werden in der Zeit, die uns noch bleibt, versuchen, es erhobenen Hauptes zu beenden. Wir versuchen, alle laufenden Kundenaufträge soweit wie möglich abzuarbeiten, Menschen, die uns geholfen haben, einzubeziehen und allenthalben einen anständigen Eindruck abzugeben. Wir werden Kunden andere Unternehmen empfehlen, von denen wir wissen, dass sie gute Arbeit leisten.

Das wird uns leider ganz sicher nicht vollständig gelingen und wir entschuldigen uns dafür.

Gibt es irgendeine Perspektive?

Es gibt immer Perspektiven. Viele wunderbare und kreative Menschen haben mit uns gearbeitet und wurden von dem, was und wie wir es hier getan haben, inspiriert (hier eine Zwischenbilanz aus 2016). Es ist wahrscheinlich, dass sich neue Organisationen bilden, die Ähnliches auf eine ähnliche Art tun werden. Vielleicht wird auch der Name von jemandem aufgegriffen.

Ich würde gerne noch mal ein paar praemandaten sehen – wie geht das?

Kommt zur TechTide am 3. und 4.12. Einige von uns betreuen dort ehrenamtlich die zwei Sessions auf Bühne 1 – tatsächlich werden in der ersten Session sogar die Original-praemis endlich mal wieder auf der Bühne stehen: Wulf Bolte und Peter Leppelt. Freikarten gibt es auch bei uns; einfach melden.

Ich habe eine Frage/Idee/Beschimpfung – an wen kann ich mich wenden?

Da die Verantwortung stets beim (nicht ab-)gewählten GMC lag, können zumindest die Beschimpfungen gerne an mich, Peter Leppelt, gerichtet werden. Fragen und Ideen nehme ich freilich auch gerne entgegen.

Ansonsten steht unser (vorläufiger) Insolvenzverwalter, Herr RA Dr. Joachim Emst August Heitsch, Hildesheimer Straße 9, 30169 Hannover, heitsch@krsh.de, Tel.: 0511-87458134, Fax: 030-896688100 gerne zur Verfügung.