Mit gigantischen Account-Hacks und Datenleaks ist es wie mit permanent desaströsen Hurricanes: Kommen sie inzwischen doch so häufig vor, dass Gleichgültigkeit in den Vordergrund tritt. Mit fatalen Folgen.
Henning beschreibt Beispiele: „Selbst der Yahoo-Hack, der auf dem Papier quasi die Hälfte der menschlichen Erdbevölkerung betrifft, war auch nur eine Tages-News unter vielen. Hinzu kommt das gesellschaftliche Bild der IT-Sicherheit im Allgemeinen. Die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung in WhatsApp wurde als Feature erst nachgeschoben, als das Produkt bereits ein riesiger Erfolg war. Die zusätzliche Sicherheit erscheint somit nicht als notwendig, denn sonst wäre sie ja von Anfang an eingebaut gewesen.“
Hieraus ergäbe sich laut Henning ein großes Problem. Sicherheitsmängel würden so alltäglich, dass damit ein Bild entstehe, als wären Sicherheitsmängel in Ordnung. „Für uns allgemeine Nutzer erscheint es nur natürlich, dass wir alle paar Wochen von einem Service dazu aufgerufen werden, unser Passwort zu ändern. Wir denken teilweise nicht mal mehr darüber nach, welche Implikationen es haben könnte, wenn mal unser Account gehackt wurde. Klartext-Passwort geleakt? Ich ändere einfach die letzte Stelle. Mail-Adresse geleakt? Das bisschen extra Spam ist doch auch nicht schlimm. – Aber das stimmt nicht. Es ist schlimm.“
Henning lässt in seinem Beitrag die potenziell fatalen Folgen dieser Denkweise beiseite und konzentriert sich auf die Ursache: „Die IT-Industrie. Spätestens mit der Erfindung des Internets sind unsere Fortschritte in der Technologie und grenzenlosen Konnektivität gerade zu explodiert. Die Konkurrenz unter den IT-Giganten hat uns so wunderbare Produkte wie das Smartphone gebracht, oder das vernetzte Haus, das uns hoffentlich irgendwann mal dahin bringen wird, dass wir unsere Türklingel mit „JARVIS“ ansprechen können.
Doch leider ist häufig bei diesem rapiden Fortschritt die Sicherheit auf der Strecke geblieben. Und zwar, weil sie in vielerlei Hinsicht nebensächlich ist. IT-Sicherheit ist einer dieser Bereiche, die für die meisten Menschen schlichtweg ungreifbar sind. Von Experten und manchen interessierten Technikern abgesehen, gibt es wohl wenige Menschen, die ein solides Grundverständnis von Sicherheit haben, selbst auf rein theoretischer Ebene.
Jeder Mensch kann nachvollziehen, dass ein Zahlenschloss mit drei Ziffern keine solide Methode ist, um sein Fahrrad über Nacht am Bahnhof stehen zu lassen. Doch nur wenige wissen, warum wir nicht ‚JesusFart‘ als Passwort für Facebook, unsere zwei E-Mail Konten, sowie unser Online-Banking nutzen sollten.“
Henning beschreibt die Punkte, die uns zwingen, inne zu halten und nachzudenken, was wir tun. Nach seiner Ansicht müssen wir weg vom fatalistischen Denken, damit wir uns nicht irgendwann selbst zum Verhängnis werden. Es sei an der Zeit, Verantwortung zu übernehmen und die regelmäßigen Hacks und Leaks wieder als Skandale anzusehen. „Nur so können wir unserer Gesellschaft beibringen, dass Sicherheit wichtig und richtig ist, und vor allem, dass Sicherheit immer implizit sein sollte.“
Der ganze Beitrag „Better sorry than safe – wir erziehen unsere Gesellschaft zur Unsicherheit“ in DIGITALE WELT hier: http://digitaleweltmagazin.de/2017/10/16/better-sorry-than-safe-wir-erziehen-unsere-gesellschaft-zur-unsicherheit/