Daniel Guagnin über Datenschutz, digitale Strukturen und die Gesellschaft

Daniel Guagnin ist Soziologe, der sich auf die gesellschaftlichen Auswirkungen von Technik spezialisiert hat. In den letzten Jahren hat er mitunter zur praktischen Umsetzung von Datenschutz in Strukturen der Technik und Organisationen geforscht. „Eine Selbstregulierung auf dem Sicherheitsmarkt ist unwahrscheinlich aufgrund des fehlenden Interesses der Kunden (also den Betreibern der Sicherheitsanlagen) bzw. der geringen Marktmacht der Endkunden (den „Überwachten“). Die von den Technologien Betroffenen haben in dieser Konstellation keine Marktmacht, und werden höchstens im Rahmen einer notwendigen Nutzerakzeptanz wahrgenommen. Aber auch auf dem Markt der Internetdienste scheint der Einfluss der Endkunden auf den Markt sehr limitiert.

Über längere Zeit wurde darüber diskutiert, wie Datenschutz vor dem Hintergrund geringer marktlicher Anreize stärker in die Praxis überführt werden kann (Einen Überblick dazu gibt das Buch Managing Privacy Through Accountability). Offensichtlich war das Potential einer Selbstregulierung im Datenschutz nicht hinreichend und nach langem Ringen und Diskutieren tritt nun bald eine rechtliche Neuerung in Kraft, die das Potential hat, für Europa Standards zu schaffen, die neue Datenschutz-Grundverordnung. Darin finden die genannten organisatorischen und technischen Strukturen über Prinzipien wie Accountability und Privacy by Design Berücksichtigung. Die praktische Umsetzung und Rechtsprechung steht noch aus, aber es entsteht zunächst ein neuer Möglichkeitsraum auf der Grundlage rechtlicher Anforderungen den Datenschutz ganz praktisch und wirksam weiterzuentwickeln.“

Mehr dazu in unserem Blog matekasse
Das Bild des Hasendirigenten ist von Thomas Krämer, vielen Dank.